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Ein Umdenken in der Baubranche ist nötig – Nachschlag zur Veranstaltung

CO2-neutrales-Bauen

Klimaschutz und bezahlbares Wohnen sind schwer unter einen Hut zu bekommen. Nachhaltiges Bauen kostet, darüber waren sich alle Experten an diesem Abend einig. Aber es wurden auch intelligente und kreative Lösungen aufgezeigt, wie beim Bauen CO2 eingespart werden kann.

Die Projektgruppe Eggarten-Siedlung lud am 25. Juli 2023 Experten zum Thema „Wie gelingt CO2-neutrales Bauen“ ins HP8 ein.

Dr. Harald Will, Abteilungsleiter Energieeffizienz und Raumklima Fraunhofer Institut, wies gleich zu Beginn der Veranstaltung darauf hin, dass in den letzten 15 Jahren eine Wende im Bauen bei  vielen Bauherren verschlafen wurde und appellierte an diese: „Nicht reden, machen, und zwar im sozialen Miteinander“. Und er ist überzeugt: „Wir haben genug Energie, wir müssen sie nur richtig einsetzen“.

Dr. Nadir Abdessemed, Projektleiter Transsolar, sah das ähnlich und ergänzte: „Ein kollektives Bewusstsein für ein nachhaltiges Quartier braucht für Verbraucher*innen technische und ökonomische Anreize wie beispielsweise flexible Tarife oder Smart Metering.

Ein Umdenken ist in der Baubranche nötig

„Grundlegende Aspekte nachhaltigen Handelns sind Suffizienz (Genügsamkeit, wie viel brauche ich, kann ich Bestehendes umnutzen), Konsistenz (grundsätzlich anders, erneuerbare statt fossile Quellen) und Effizienz (mit weniger Aufwand das Gleiche erreichen)“, referierte Dr. Michael Vollmer, Research Associate Lehrstuhl für Energieeffizientes und Nachhaltiges Planen und Bauen, TU München.

Und bei den Kosten, so gab Dr. Michael Vollmer zu bedenken, dürfe man nicht nur die Investitionskosten betrachten, auch die Lebenszykluskosten, die Umweltkosten, die späteren Verbrauchskosten müssten beim Bauen von Anfang an berücksichtigt werden. Früher oder später müsse der Steuerzahler dafür aufkommen.

Praxisbeispiele aus der Eggarten-Siedlung

Herr Jaenicke, Projektleiter Eggarten Projektentwicklung, zeigte abschließend anhand von drei Praxisbeispielen aus dem Quartier Eggarten, wo beim Neubau große Mengen an CO2 eingespart werden können: Dazu zählt die Reduzierung der Unterbauung im Quartier, die Verkürzung der Transportwege am Beispiel Lärmschutz (Aushubmaterial der Baustelle wird vor Ort verbaut) und die Nutzung des örtlichen Grundwassers zur Wärmeerzeugung durch dezentrale Sole-Wasser-Wärmepumpen in den Gebäudeblöcken.

Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Gebäude mit einem Nachhaltigkeitskonzept neben ihrer positiven Wirkung für Umwelt sowie Bewohnerinnen und Bewohner auch den Vorteil haben, stärker   nachgefragt zu werden und sich – auch in einem schwierigen Marktumfeld – besser platzieren lassen. Dies muss aber oft ein Kompromiss zwischen dem maximalen Möglichen und dem finanziell Machbaren bleiben. Daher sind Förderungen, wie sie die Eggarten-Siedlung für die Konzeption der Wärme- und Energieversorgung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erhalten hat, ein wichtiges Instrument zur Erreichung der Klimaziele, sollten aber noch stärker ausgebaut werden.

Ein wichtiger Aspekt in der Diskussion war auch die Einbindung von wissenschaftlichen Einrichtungen und Universitäten – gerade in frühen Entwicklungsphasen, da hier die neuesten Studien und Forschungsergebnisse vorliegen, die sonst oft erst Jahre später in der Praxis Anwendung finden können.